Im Ergebnis einer Klausur zur Gesundheitsvorsorge, Ärzteversorgung und Situation der regionalen Krankenhäuser will sich die Wählervereinigung „Bürger für Görlitz“ für die Ausbildung von Hebammen in Görlitz einsetzen. Vor dem Hintergrund des 2019 vom Bundestag beschlossenen Hebammenreformgesetzes ist die Hebammenausbildung nur noch akademisch möglich und findet seit 2021 ausschließlich in den Universitäten Dresden und Leipzig statt.
Diese Situation wird in keiner Weise dem notwendigen Bedarf an Hebammen für den Freistaat Sachsen in der Zukunft gerecht. „Die Überalterung im Sächsischen Hebammenverband ist gravierend und am bedrohlichsten im Vergleich zu den anderen Bundesländern“, berichtet deren Vorsitzende, Stephanie Hahn-Schaffarzyk. 31 Prozent der Hebammen sind zwischen 50-65 Jahren alt. Dagegen steht nur eine Gruppe von 14 Prozent, die zwischen 18 und 30 Jahren alt ist.
Die Konzentration des Studienganges nur auf Grossstädte zu verorten halten wir für kontraproduktiv. Unsere ländliche Region hängt dieses Vorgehen vollends ab. „Dies ist weiterer Schritt zur Gefährdung einer umfassenden Gesundheitsvorsorge in der ländlichen Region“, zeigt sich Hans – Christian Gottschalk, ehemaliger Chefarzt der Kindermedizin des Städtischen Klinikums und Mitglied der „Bürger für Görlitz“ besorgt.
Andererseits ist im Koalitionsvertrag und in den Plänen zur Krankenhausreform das Nationale Gesundheitsziel „Gesund rund um die Geburt“ verankert, welches einen Betreuungsschlüssel von 1:1 zur Geburt fördert. Das hätte laut Stephanie Hahn-Schaffarzyk eine notwendige Verdoppelung der akademischen Ausbildungsplätze für Hebammen zur Folge.
Die Wählervereinigung ist überzeugt, dass die neugeregelte Hebammenausbildung in Zusammenarbeit der Hochschule Zittau-Görlitz mit dem Städtischen Klinikum als Praxispartner allen Ansprüchen entsprechend durchgeführt werden könnte und fordern ein entsprechendes Engagement der Stadt, um die Ausbildung vor Ort zu gewährleisten. „Unserer Kenntnis nach wurden in den Metropolen bislang weniger Ausbildungsplätze eingerichtet, als der Freistaat Sachsen ursprünglich geplant hatte. Um die freien Plätze sollten sich die Hochschule und das Klinikum in Abstimmung mit der Stadt bewerben“, fordert Michael Wieler als Vorsitzender der Wählervereinigung. „Die Tätigkeit der Hebammen ist über die Geburtshilfe hinaus von unschätzbarem Wert für junge Familien und damit auch ein wesentlicher Beitrag einer zeitgemäßen kommunalen Präventionsstrategie. Hier gehören Kinder viel mehr in den Mittelpunkt gerückt als dies gegenwärtig der Fall ist.“

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