Bürger-Besuch am 12. September 2016 bei Vereinen im Tauchritzer „Haus am See“

Hören und Sehen – das war unser Programm beim Bürger-Besuch im Haus am See (www.versoehnung-goerlitz.de/index.php/haus-am-see) im Ortschaftsteil Tauchritz. Die Evangelische Versöhnungskirchengemeinde hat es sich nicht leicht gemacht: das wunderschöne, aber stark sanierungsbedürftige ehemalige Pfarrhaus im historischen Ortskern von Tauchritz wurde nicht einfach verkauft, sondern mit viel Aufwand und Liebe zum Detail restauriert und zu einem gastfreundlichen Ort im Dorfkern entwickelt. Nun nutzt die Gemeinde das Haus als Winterkirche und gemeinsam mit dem Heimatverein Tauchritz e.V. und dem Verein Oberlausitzer Bergleute e.V., die alle ihren Beitrag geleistet haben, um hier die „Tauchritzer Stuben“ einzurichten, ein Heimatmuseum im besten Sinne und ein Ergebnis großer Anteilnahme der Bevölkerung.

Für Görlitzer Stadtbewohner bietet die Ausstellung einen intensiven und teilweise sehr emotionalen Einblick in die Geschichte und Entwicklung des Dorfes vor, während und nach dem Bergbau. Dem Besucher wird unmittelbar verständlich, warum es den Menschen vor Ort so wichtig ist, Erinnerungen zu bewahren und weiterzugeben.

Vor diesem Hintergrund war natürlich der von uns mitgetragene Vorschlag, den See nach der Stadt zu benennen, ein Thema. Nein, eine Zustimmung zu diesem Namen sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Ortschaft absolut nicht mehrheitsfähig. Zu unserer Überraschung schwang bei dieser klaren Ansage aber auch eine andere Perspektive mit: „JETZT noch nicht“ – wurde betont. Weder die Menschen vor Ort seien innerlich zu einer solchen Veränderung zum jetzigen Zeitpunkt bereit, noch sei der See weit genug entwickelt, um eine neue Namensgebung nachvollziehbar erscheinen zu lassen.

Wir finden, diese Haltung und Offenheit ist eine gute Grundlage, um bei unterschiedlicher Meinung gut miteinander umgehen zu können. Wir sind uns sicher, dass die Entwicklung am See sehr bald viele skeptische Geister überzeugen wird und gerade die Menschen, welche am See leben, sind die ersten, die dies im Alltag bemerken werden: Die Mauern des Hafengebäudes wachsen von Tag zu Tag, ein Ausbau der Stege steht bevor, die Baustelle für die „Insel der Sinne“ nimmt Gestalt an, die Norderschließung des Sees durch Straße und Parkplatz, Rettungstürme, die Medienerschließung von Deutsch-Ossig… all das wird in den nächsten zwei Jahren fertig gestellt werden – und wir hoffen, auch die Überzeugung vom neuen Namen wird mit dieser Entwicklung wachsen.

Die weiteren Vorstellungen der Vereine waren recht klar: Es muss etwas geschehen, dass der Blick auf den See nicht zuwächst, die Anliegergemeinden müssen sich etwas einfallen lassen, um das sicherzustellen. Wenn schon kein Zweckverband der Anliegergemeinden zustande komme, dann muss eine andere Organisation gefunden werden, die sich um den Alltag des Sees kümmert. Ein Zweckverband wäre dennoch am besten. Da waren wir einer Meinung. Auch die Notwendigkeit dreisprachiger Ausschilderungen rund um den See wurde angesprochen und die Bereitschaft, an der Entwicklung von Lehrpfaden mitzuwirken, insbesondere zum ehemaligen Bergbau. Wir werden diese Bereitschaft weitertragen!

Am Ende des Besuchs kamen wir auf den Dorfplatz zurück: Wo soll Tauchritz in zehn Jahren stehen? Die Antwort war klar: vieles hängt von der weiteren Entwicklung des Dorfkern-Ensembles mit Kirche, Pfarrhaus, historischem Feuerwehrgebäude, Gerichtskretscham und Wasserschlossareal ab. Wenn es gelingt, diesen Bereich vollständig zu sanieren und in Nutzung zu bringen, dann kann das Dorf im Stadtgebiet nachhaltig wiederbelebt und weiter entwickelt werden. Wer auf dem Dorfplatz steht, kann dies schon spüren. Ein guter Anfang ist gemacht, und zwar von den in Vereinen engagierten Menschen vor Ort. Private Investoren und die kommunalen Entwicklungen am See müssen jetzt nachziehen.

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